Hier die Rede des Fraktionsvorsitzenden Klaus-Dieter Bartel zum Haushaltsentwurf 2023 und unsere Veränderungsanträge:
Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer,
drei Hitze- und ein Starkregensommer lieferten einen Vorgeschmack auf das, was uns in den nächsten Jahren erwartet. Der Druck gerade auch auf die örtliche Politik, zumindest für erträgliche Lebensbedingungen zu sorgen, wird mit jedem Extremwettereignis zunehmen.
Glücklicherweise sind Maßnahmen zu Klimaschutz und Klimaanpassung kein Hexenwerk. Und so wissen wir ziemlich genau, was zu tun ist – mehr Grün und Wasser in der Stadt, die zügige Umsetzung der Verkehrs- und Energiewende, die Schaffung einer starkregentauglichen Infrastruktur, etc.
Trotz des im Jahr 2019 vom Rat ausgerufenen Klimanotstandes sind Politik und Verwaltung eher zögerlich, wenn es um die Finanzierung und Umsetzung selbst kleinerer Maßnahmen geht – so schlummert z.B. das Förderprogramm zur Dach- und Fassadenbegrünung weiter in der Schublade des Baudezernenten.
Im vergangenen Jahr stellten wir Klimaanträge zu Einzelmaßnahmen, diesmal warben wir für ein maßvoll aufgestocktes Gesamtbudget für die Entwicklung einer grün-blauen Infrastruktur. Dies böte die Möglichkeit im Laufe des Jahres – unter Berücksichtigung aktueller Förderkulissen – einzelne Projekte auf den Weg zu bringen. Wurden unsere Anträge noch vor einem Jahr u.a. wegen ihrer Kleinteiligkeit abgelehnt, so wurde diesmal das Fehlen eines detaillierten Maßnahmenkatalogs beklagt.
Die Ratsmehrheit ließ uns ins Leere laufen, unterbreitete indes keine eigenen Vorschläge.
Wir forderten zudem den Aufbau einer digitalen Infrastruktur mit Smart Meter zur detaillierten Erfassung und Steuerung der Verbräuche in den städtischen Liegenschaften.
Nach Auffassung der Verwaltung macht das ohne Beschäftigung eines Energiemanagers, einer Energiemanagerin keinen Sinn. Leider sieht der Stellenplan 2023 einen solchen Arbeitsplatz nicht vor.
Die Folge: hohe Energieeinsparpotentiale bleiben bis auf weiteres ungenutzt.
Aber es gibt auch Lichtblicke!
Auf unseren Antrag hin wird eine Garten- und Landschaftsarchitektin, ein Garten- und Landschaftsarchitekt zu Erhalt und Ausweitung unseres Baumbestandes eingestellt, neue Fahrradstraßen entstehen, die Klimamanagerin macht einen guten Job und in der Politik herrscht großes Einvernehmen darüber, dass alle geeigneten städt. Dächer bis 2030 mit Photovoltaikanlagen auszustatten sind.
Besonders erfreulich ist, dass der Rat auf Initiative der Grünen fast einstimmig Klimaneutralität für unsere Stadt ab 2035 anstrebt.
Das intensive Ringen um einen gemeinsamen Antragstext lässt hoffen, dass es allen Beteiligten wirklich ernst damit ist. Wir haben uns ein ambitioniertes Ziel gesetzt und müssen uns in Zukunft daran messen lassen.
Auch das kulturelle und soziale Leben der Stadt benötigt stärkere Impulse…das fördert Lebensqualität und gesellschaftlichen Zusammenhalt in Hilden.
So beantragten wir ein angemessenes Budget für kostenlose Kulturangebote im öffentlichen Raum als Beitrag für eine Kultur für alle.
Mit der jetzt anvisierten Sparlösung, ausschließlich auf gagenfreie Auftritte Hildener Künstlerinnen und Künstler zu setzen, stellt sich die Stadt ein echtes Armutszeugnis aus.
Wir machten uns ferner für eine verlässliche, halbwegs auskömmliche Finanzierung unserer Jazz-Tage stark.
Sie sind das einzige überregional bekannte Kulturereignis Hildens. Die Kürzung der städtischen Zuschüsse um 60% ist aus unserer Sicht nicht hinnehmbar. Sie bedeutet über kurz oder lang das Ende des Jazz-Festivals, verbunden mit einem erheblichen Imageschaden für die Stadt.
Im Sozial- und Jugendbereich setzen wir verstärkt auf Prävention und Integration. Unsere haushalsrelevanten Anträge wurden abgelehnt, obwohl damit eher geringe Mehrausgaben verbunden waren.
Ein unerwarteter Lichtblick: der Jugendtreff Area 51 wird nun nicht – wie im vergangenen Jahr zu befürchten war – geschlossen, sondern erfährt durch die Einstellung eines Kulturpädagogen, einer Kulturpädagogin sogar eine Aufwertung.
Wer hätte das gedacht?
Zu den Finanzen.
Nicht wieder sollte ein übertriebener, zum Prinzip erhobener Sparwille den Blick auf das Notwendige, auf das, was die Lebensqualität in unserer Stadt ausmacht und unsere Konkurrenzfähigkeit im Städtevergleich erhält, verstellen.
Die Angst vor einem Haushaltsicherungskonzept führte zu dem in der Rückschau deutlich überzogenen Sparhaushalt 2022.
Ausgangspunkt der massiven Sparanstrengungen war der Haushalt 2021, der sich zum Jahresbeginn noch als äußerst schwierig darstellte, sich dann aber als der erfolgreichste der letzten zehn Jahre entpuppte. Auch im Jahr 2022 verbesserte sich die Lage kontinuierlich. Das Gewerbesteueraufkommen liegt mittlerweile bei 59,5 Mio. € und damit 13,6 Mio. € über dem Planansatz.
Positive Entwicklungen in Laufe des Jahres sind mittlerweile die Regel.
Zwar ist finanzpolitischer Übermut nicht angebracht, mehr Gestaltungswille, haushälterische Gelassenheit und Vertrauen in den Standort Hilden schon. Mit der Kämmerin wurde zudem vereinbart, dass der Haushaltsentwurf 2023 genügend Raum für Initiativen aus der Politik bieten soll.
Noch zu sehr dem Sparen verhaftet, aber auch aufgrund fehlender Absprachen zwischen den Fraktionen blieb der Rat jedoch weit unter seinen Möglichkeiten.
Die Verwaltung war da um einiges mutiger, indem sie in den letzten beiden Jahren über 50 zusätzliche Stellen beantragte…und auch bekam.
Zu den wichtigsten Entscheidungen dieses Jahres gehört die Neuaufstellung des Stadtkonzerns.
Als einzige Fraktion stimmten wir gegen die damit verbundene Ausgliederung des Sportbetriebes in die neu gegründete Beteiligungsgesellschaft und fühlen uns darin bestätigt.
Schon jetzt zeichnen sich erhebliche Reibungsverluste ab – u.a. bedingt durch die komplizierte Vertragsgestaltung zwischen Verwaltung und Gesellschaft.
Zudem stellen mangelnde Transparenz und sehr eingeschränkte politische Mitwirkungsrechte bei Entscheidungen, die viele tausende Sporttreibende betreffen, ein nicht unerhebliches Konfliktpotential und Demokratiedefizit dar.
Sportpolitik in Hilden darf kein „Schwarzes Loch“ sein.
Über eine Wiedereingliederung des Sportbetriebs in die Stadtverwaltung sollte deshalb ernsthaft nachgedacht werden.
Ich komme zum Schluss.
Der zur Abstimmung stehende Haushalt ist kein großer Wurf.
Angesichts der noch im Sommer bestehenden Absicht jährlich jeweils eine weitere Million € einzusparen, stellt er – so unsere Hoffnung – einen Wendepunkt hin zu einer flexibleren Haushaltspolitik dar.
Er findet darum unsere Zustimmung.
Es gilt das gesprochene Wort.
Die Anträge der Fraktion zu den HH-Beratungen finden Sie hier:
Änderungsantrag Streichung der Sanierungsmaßnahme Holterhoefchen HH2023.pdf
Änderungsantrag PV – Anlagen HH 2023
Änderungsantrag Kultur im öffentlichen Raum zusätzlich finanziell ausstatten HH 2023
Änderungsantrag Jugendzentren im Hildener Osten und Westen HH 2023 – Kopie
Änderungsantrag Frühe Hilfen HH 2023 – Kopie (2)
Änderungsantrag Ferienaktionen auch für Kinder mit Behinderungen HH2023 – Kopie (2)
Änderungsantrag Blau-Grüne Ínfrastruktur HH 2023
Änderungsantrag Betreuungsplätze für behinderte Kinder unter 3 Jahren HH 2023
Änderungsantrag Anhebung des Hebesatzes für Gewerbesteuer HH 2023
Änderungsantrag 30.000 Euro für „Hildener Jazztage“ – HH 2023
Änderungsantrag Weiterentwicklung von Senior_innen HH 2023
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